Zeller Kölmel Architekten machen seit 20 Jahren Architektur. Neben klassischeren Gestaltungsthemen wie Städtebau und der Schaffung hoher Raumqualität befassen sie sich mit sozialen Themen wie neue Wohnformen und generell auch mit nachhaltigem, ökologischem Bauen. Bei ihrem Fokus auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, den sie vor 15 Jahren parallel zum Alltagsgeschäft setzten, ist es kaum verwunderlich, dass das Sanierungsprojekt der in den 1960ern erbauten Stephanuskirche beim Kölner Architekturbüro landete und auch PREFA seinen Weg in das Projekt fand.
„Durch Bauen stellen wir ein Stück unserer Umwelt her. […] Es umgibt uns wie die Natur, aus der wir kommen.“
Die Situation
Köln-Riehl (DE). – Ein zugewachsenes Grundstück, darauf eine sichtlich in die Jahre gekommene Kirche mit zwei dreieckigen Dachflächen, die vom First spitz nach unten verlaufen. Große Überstände befinden sich an den gläsernen Südwest- und Südostfassaden, unter ihnen ein großflächiges, mächtiges Glaskunstwerk hinter blindgewordenen Plexiglastafeln. Daran angrenzend ein Gemeindezentrum, das nicht mehr mit der Entwicklung der Gemeinde mithalten kann. „Das Gebäude war nicht sanierungsfähig, da es sehr niedrig und in einem schlechten Zustand war. Man vernichtet dadurch zwar graue Energie, aber in diesem Fall haben wir gesagt, wir entscheiden uns für einen Neubau, der eine skulpturale, grafische Kraft erhält und mit zusätzlichen Flächen, Jugendräumen, Mehrzweckräumen sowie drei rollstuhlgerechten Wohnungen einen Mehrwert für Quartier und Nutzer bringt“, erzählt Klaus Zeller, der das Projekt leitete.
Die Kirche durfte jedoch bleiben. „Es ist ein starkes Gebäude. Die Architekten Ingeborg Winter-Bracher und Fritz Winter schufen einen wirklich tollen Entwurf, wie auch der Glaskünstler Lothar Quinte, dessen 14 m hohe Bleiverglasung erhalten geblieben ist und während der gesamten Sanierungsarbeiten im eingebauten Zustand verblieb“, so Zeller. Da kein Denkmalschutz vorlag, war ein etwas freierer und kreativerer Umgang mit dem Baukörper möglich: „So konnten wir das, was wir am Gebäude schätzten forcieren und dabei trotzdem auch unseren eigenen Gestaltungsansatz verwirklichen. Zum Beispiel wird der spektakuläre Raum durch das Herausnehmen der Empore erst jetzt richtig erlebbar.“
Möglichst leicht
Zu diesem Gestaltungsansatz gehörte auch die Eindeckung der Dächer der Kirche und des Zentrums mit Prefalz in P.10 Dunkelgrau, dessen ruhige Farbgebung mit den anderen Materialien im Ensemble gut harmoniert. Klaus Zeller macht uns im Gespräch darauf aufmerksam, dass durch die Verwendung derselben Stehfalzdeckung auch eine gewisse formale Verwandtschaft zwischen den Baukörpern gegeben ist. „So funktioniert der Abschluss der beiden Gebäude oben und unten analog zueinander.“ Die Option, alle Rinnen, Rohre und Lüftungen in derselben Farbe zu erhalten, kann so manche komplexe Entscheidung ein Stück weit leichter machen. Auch die Materialeigenschaften des Aluminiums waren ausschlaggebend, weil man aufgrund der Statik der großen Stahlkonstruktion möglichst leicht konstruieren musste.
Energie trifft auf Kunst
Da vor der Sanierung die Nutzung des Kirchengebäudes wegen der kaum vorhandenen Dämmung stark eingeschränkt war, kamen Zeller Kölmel Architekten über Gebäudesimulationen auf ein energetisches Konzept, durch welches die bisherigen Temperaturschwankungen zwischen 5 °C und 40 °C verhindert und somit ein angenehmes Raumklima erzeugt werden konnten. Es war den Architekten natürlich wichtig, die Besonnung des Kunstwerkes zu erhalten – „weil es sonst stirbt“ –, doch sie wollten gleichzeitig auch den Weg einer technischen Kühlung vermeiden: „Aus einem energetischen Ansatz wollten wir das Gebäude keinesfalls klimatisieren. Wir haben schlussendlich am Dachüberstand entlang eine zweite Hülle herumgebaut, um den Zwischenraum thermisch zu nutzen. So kann die dort entstehende Wärme nach außen weggelüftet werden, bevor sie den Innenraum erreicht.“
Glas(klar)?
AH: „Sie haben erwähnt, dass Sie absichtlich kein Floatglas an der Außenseite der Dreifachverglasung verwendet haben, um so einen ‚spiegelnden, entmaterialisierten Bau‘ zu verhindern.“
KZ: „Genau, wir wollten hier absolut keine Spiegelung. Da die Kirche früher schwer wahrnehmbar war, wollten wir etwas Körperhaftes erzeugen, sodass sie in der Stadt an Präsenz gewinnt. Durch das strukturierte Glas mit der Besenstrichstruktur, das für die äußerste der drei Glasschichten verwendet wurde, entsteht nur ein Schimmern, kein klares Spiegeln. Wir haben das zunächst mit kleinen Musterscheiben, danach mit sechs bis acht großen Scheiben ausprobiert. Zum einen wollten wir, dass die künstlerische Verglasung wie ein Einschluss in einem Kristall durchschimmert. Es war aber auch wichtig, dass die Sonne noch einen Direktanteil hat, damit sich das farbige Licht der Verglasung fleckig am Boden sowie im Innenraum abzeichnet und nicht komplett gestreut wird.“
Eingehende Beratung
Die Architekten zogen das Spenglerteam von Hoffmann Bedachungen, mit dem sie mehrmals zusammengearbeitet hatten, bereits während der Vorplanung hinzu. „Wir waren hier besonders gefordert, da aufgrund der Dachgeometrie ein nicht normal zum First verlaufender Wasserlauf gegeben war, sodass das Wasser schräg zu den Stehfälzen verläuft. Zudem wurden vertiefte Entwässerungsrinnen ausgeführt, die 2 bis 3 m³ Wasser aufnehmen können. Durch diese Umstände sind einige Eindeckmaterialien von vornherein ausgeschieden, mit PREFA war das aber kein Problem“, betont der Handwerker Sebastian Hoffmann. Die Verlegearbeiten erfolgten innerhalb von 2 Wochen mit durchgehend sechs und zu Spitzenzeiten sogar zwölf Spenglern am Dach. „PREFA Objektberater Carsten Friedt hat uns hier wirklich sehr gut beraten, insbesondere in Bezug auf die thermische Ausdehnung auf der Stahlkonstruktion. Es war gut, dass wir hier einen Klempnermeister als Berater gehabt haben“, resümiert Hoffmann.
Ein Körper ist entstanden
Hält man sich den Zustand der Stephanuskirche vor den Sanierungsarbeiten vor Augen, glich sie vielmehr einem Faltwerk, dessen Wirkung über die Zeit verblasst war. Nun wird sie von einem einladenden Kirchenplatz umgeben, der dem Gebäude eine größere Präsenz verleiht und die architektonische Beziehung zwischen Kirche und Gemeindezentrum im Ensemble erkennen lässt. In Zellers Worten: „Es ist ein starker Körper, die Außenwirkung hat sich fundamental geändert. Wie ein Kristall, in dem man am Abend einen farbigen Einschluss schimmern sieht.“
Stephanuskirche - Details
Land: |
Deutschland |
Objekt, Ort: |
Kirche und Gemeindezentrum, Köln |
Kategorie: |
Sanierung und Neubau |
Architektur: |
Zeller Kölmel Architekten |
Verarbeiter: |
Hoffmann Bedachungen |
Material: |
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Farbe: |
P.10 Dunkelgrau |
weitere Infos:
- Text & Interview: Anneliese Heinisch
- Fotos: © Nikola Tacevski, Photographer
- Pläne & Portrait: © Zeller Kölmel Architekten
- Baustellenfoto: © Hoffmann Bedachungen
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