Reinweiße Schnittstelle

Wir treffen Anton Mariacher vom ARCHITEKTURBÜRO MA-QUADRAT MARIACHER&PARTNER ZT KG in seinem großräumigen Altbau-Büro in Graz. „Raum schaffen“ sei für den gebürtigen Osttiroler, den es in den 1990er-Jahren zum Architekturstudium in die am schnellsten wachsende Stadt Österreichs verschlagen hatte, ein Kernthema. Er erzählt von der Philosophie seines Büros und spricht von einem nur auf den ersten Blick unscheinbaren Projekt – der Eishalle B in Graz Liebenau.

Drei Profilansichten des Architekten Anton Mariacher mit Blick nach rechts und unterschiedlichen Gesten.

Wir hatten bis jetzt immer das Glück mit unseren Bauherren richtige Partner zu haben.

Anton Mariacher

Menschliche Bandbreite

Architekt Anton Mariacher vermutet die Zukunft der Stadtentwicklung in einer Nachverdichtung im Stadtinneren und praktiziert Maßnahmen, die sich positiv auf ein kühleres Stadtklima auswirken. Über die Innenräume und deren Gestaltung meint er: Der Mensch brauche Raum, breite sich aus – er selbst schmücke die Wände und fülle den Raum mit Atmosphäre. Als Architekt bereite er dafür die Grundlage. Sieht man sich das Portfolio des Büros an, so hat MA-Quadrat mit seinen Bauten Grundbedürfnisse in annähernd allen Lebenslagen abgedeckt: Von der Kinderkrippe über Wohnbau bis hin zum Altenheim und Friedhofsbau. Mariachers Kür: Sport- und Eishallen. Man arbeite, wie auch in anderen Architekturbüros, die auf Wertigkeit und nicht auf investmentgesteuerte Gewinnoptimierung aus sind, bedürfnisorientiert. Er selbst geht so weit zu sagen: „Nach der Kleidung stellen Gebäude für uns eine dritte Haut dar.“ Und: „Als Architekt bin ich Maßschneider und schätze die Arbeit mit analogen Modellen.“

Aufnahme von Architekturmodellen an der Wand. Unscharf im Vordergrund: zwei Mitarbeiter des Büros.

PREFA als Lösung

Für die Eishalle B in Graz, die kleine Schwester des Grazer Eisstadions, die sich gleich neben diesem befindet und welcher auf der anderen Seite das große Fußballstadion der Stadt zur Seite steht, suchte man nach einem Fassadenmaterial, welches etwas Kristallines ausstrahlt und einfach in seiner Anwendbarkeit ist. Man wollte hier keine Kleinteiligkeit, sondern etwas Homogenes, Großflächiges entstehen lassen. „Ein Architekt muss sein Material und dessen Möglichkeiten kennen“, sagt Anton Mariacher. Und er selbst wusste, was er will: Die Siding Fassadenpaneele sollten in einem Zug senkrecht wie ein Mantel um das Gebäude gelegt werden. Wichtig war ihm, dass es keine horizontalen Unterbrechungen in der Fassade durch Verlegefugen geben würde. PREFA machte dies möglich und plante und lieferte die individuell zugeschnittenen Elemente in der gewünschten Größe bis zu 7 Metern für die objektbezogene Sonderlösung.

Portrait von Anton Mariacher in seinem Büro.

Kristallin wie Eis

„Bei der Farbe kam eigentlich nur Reinweiß in Frage“, sagt der Architekt. Die kleine Eishalle ist auch Bindeglied zwischen dem angrenzenden Fußballstadion und dem Eisstadion und sollte als Schnittstelle auch die Atmosphäre des großen Eisstadions, dessen Umbau ebenfalls von Mariachers Büro realisiert wurde, mittragen. Seit 2011 plant Mariacher erfolgreich Sporthallen, immer angepasst an die Vorgaben des Ortes und die Bedürfnisse deren Benutzer und geht dabei stets weit über die ursprünglichen Anforderungen hinaus.

Auch wenn die kleine Halle primär für den Publikumseislauf geplant war, könne sie so wie sie heute dastehe auch für Wettkämpfe herhalten, ist Anton Mariacher überzeugt. Auch für Live-Übertragungen sei sie optimiert. Ihr einziges Manko: dass sie mit 250 Plätzen gegenüber der großen Halle weniger Besucher fasse.

Eckaufnahme der Eishalle. An der rechten Seitenwand zu sehen: Lüftungsschacht und die Aufschrift "merkur EISSTADION" an der Fassade.

Diverse Ansprüche

Ein weiterer wichtiger Aspekt unter vielen (veranstaltungs)technischen Features war auch ein abgeschotteter Busparkplatz für auswärtige Fußballfans mit direktem Tribünenzugang. „Hier galt es, viele sicherheitsrechtliche Vorgaben zu erfüllen“, sagt Anton Mariacher. Schließlich gebe es unterschiedliche Bedürfnisse von Fans. Im Bereich des neuen Zugangs wurden auch eine Gastroeinheit sowie Sanitäreinrichtungen realisiert. Auch der Neubau einer Tiefgarage unter der kleinen Eishalle hatte Auswirkungen auf die statischen Planungen bis hin zum Dach, welches von 40 Meter langen Doppelbindern getragen wird.

Nahaufnahme der langen Siding Paneele auf der Eishalle.

In einem Zug

Im Frühling 2020 begann man mit dem Bau der Eishalle, im Dezember desselben Jahres wurde das 9,2 Mio € Projekt fertiggestellt. Auch wenn es sich um die „kleine Eishalle“ handelt, war der gesamte Neubau nicht so klein wie es im ersten Moment klingen mag. Einen Freiluft-Eislaufplatz für Besucher gab es auf dem Areal schon jeher. Neben dem Publikumseislauf bietet die neue Halle nun auch Trainingsmöglichkeiten für den Profisport, einen Fitnessraum, Umkleiden, eine Eishockey-Shooting Range, einen zentralen Vorplatz und einen TV-Compound für UEFA-Übertragungen im Außenbereich. Für den Publikumsbetrieb schuf man eine natürliche Belichtung mit Ein- und Ausblicken: Bei der Gestaltung der Fensterfronten und Oberlichte achtete man allerdings darauf, dass die Eisfläche vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist.

Überdachung an der Seite der Eishalle in Schwarz.

Eishalle Graz - Details

Land:

Österreich

Objekt, Ort:

Eishalle, Graz

Kategorie:

Neubau

Architektur:

ARCHITEKTURBÜRO MA-QUADRAT ■ MARIACHER&PARTNER ZT KG

Verarbeiter:

Klaus Zidek GmbH

Material:

PREFA Sidings

Farbe:

Reinweiß

Weitere Infos

  • Interview: Mara Probst
  • Text: Mara J. Probst
  • Fotos: © Croce & Wir