Bratislava – Industriedenkmal neu interpretiert

Dem slowakischen Architekturbüro Bouda Masár gelang eine anspruchsvolle Aufwertung des denkmalgeschützten Spilka-Gebäudes. Spilka, das bedeutet übersetzt ‚Gärkeller‘ oder ‚Räumlichkeiten für die Fermentierung‘. Die Rekonstruktion des Kuppeldaches und die damit verbundene Modernisierung des gesamten Gebäudes auf dem geschichtsträchtigen Areal der vormaligen Stein-Brauerei sind das sehenswerte Resultat. Nicht zuletzt, weil die Kuppel dank der Prefalz-Bekleidung in P.10 Patinagrün wieder mit der Strahlkraft vergangener Tage erscheint.

Das Wesen der Architektur ist, über das rein Zweckhafte hinaus eine Aussage zu machen, die den Menschen berührt.

Alexander Freiherr von Branca

Kollaboration ist der Weg

Der PREFA Objektberater und Ingenieur Gabriel Boros berichtet stolz: „Wir arbeiteten in einem Team, in welchem die Kollaboration als oberste Priorität galt“. Das Projekt war “von einem stetigen Austausch konstruktiver Gedanken und unterschiedlicher Betrachtungsweisen“ begleitet. Betrachtungen der Architekten, die sich aus einer Tradition kommend gleichzeitig von dieser zu lösen suchten. Jener der Historiker und Denkmalschützer, die man konsultierte, weil man gemeinsam den Erhalt dieses Industrieerbes als selbstverständliches Anliegen empfand. Und nicht zuletzt jener der erfahrenen Spezialisten vom Generalunternehmer Global System, denen Boros in der Ingenieurskunst tatkräftig zur Seite stand.

Wiederaufbau des Kuppeldaches

Seit Mitte der 1950er Jahre wurde die Spilka-Kuppel mit ihrer Spitze in 36,43 Metern Höhe zum Wahrzeichen des Stadtviertels Blumentál. Zwischen 1872 und der Schließung der Brauerei 2007 umfasste das Gelände mehrere Häuserblocks und unterschiedlichste Zweckgebäude zur Lagerung und Verarbeitung von Hefe. Ein Gros dieser verfiel danach jedoch zusehends. Nur die Spilka wurde unter Denkmalschutz gesetzt. Alle anderen Gebäude wichen dem multifunktionalen Wohn- und Büroquartier Stein 2. Die Rekonstruktion der Kuppel startete man 2017 umgehend nach den ersten detaillierten Begutachtungen mit dem Abtragen ihrer Kupfer-Außenhülle. Trotz der aggressiven Umgebungsbedingungen hat die Stahlbetonschale erstaunlicherweise keine ihrer statischen Eigenschaften verloren. Nach der Entfernung von biologischen Verunreinigungen wie Moosen, Flechten und Vogelmist, begann man mit der Sanierung der Oberfläche.

Im neu-alten Antlitz

Abschließend muss man festhalten, dass die ganzheitliche Umsetzung technisch am Puls der Zeit und historisch akkurat gelungen ist. Am besten symbolisiert dies ein architektonischer Kniff der Herren Bouda Masár – eine umgekehrte Glaspyramide wurde durch eine Konstruktionsöffnung im Scheitelpunkt der Kuppel installiert. Ivan Masár erzählt uns, dass „mithilfe eines darin platzierten Spiegels tagsüber Sonnenlicht ins Innere der Kuppel reflektiert wird. Und auch nachts wird die Innenbeleuchtung nach historischem Vorbild in den Himmel Bratislavas und das revitalisierte, ehemalige Stein-Areal transportiert“.

Spilka-Gebäude - Details

Land:

Slowakei

Objekt, Ort:

Spilka-Gebäude, Bratislava

Kategorie:

Sanierung

Architektur:

Bouda Masár

Verarbeiter:

Maja Klampiarstvo

Material:

Dachsystem Prefalz ®

Farbe:

P.10 Patinagrün

weitere Infos:

  • Text & Interviews: Marlon T. L. Fink
  • Foto: Martin Croce, Gabriel Boros, Peter Bouda & Ivan Masár, Stefan Cipar & Martin Matula
  • Rendering: Peter Bouda & Ivan Masár
  • Archivaufnahmen: KPU Bratislava (Denkmalschutzbehörde)