Das trifft sich gut! Im Töllke-Haus in Hamburg-Schnelsen entstanden 17 altersgerechte Wohnungen in Verbindung mit einer Kita und stellen generationsübergreifendes Leben in den Vordergrund. Die Begegnung von Jung und Alt prägt das Bauwerk innen wie außen. Zwei separate Teile, verbunden durch einen Gemeinschaftsraum, eine lebhafte Fassade, Barrierefreiheit und ein reges Miteinander – hier wird gelebt und gelernt.
Jung und Alt gesellt sich gern
Was nützt ein ruhiges und gepflegtes Interieur für Menschen im hohen Alter, wenn der Besuch ausbleibt und die Kommunikation eingeschränkt ist? Eine Kita mit altersgerechten Wohnungen direkt nebenan führt zwei unterschiedliche Generationen zusammen. Die Jüngsten bringen Leben in die Bude und das nicht zu wenig. „Von der Erfahrung der Älteren sollen die Kinder lernen und die Älteren sollen von der Lebendigkeit der Kinder leben“, erklären die Architekten Christina Heeckt und Steffen Krecklow von hmarchitekten. Das Raumkonzept fördert dieses harmonische Aufeinandertreffen und bietet den Bewohnern eine Begegnungszone, um miteinander in Kontakt zu treten. Dazu wurde ein länglicher Baukörper in zwei Teile gegliedert, die in der Mitte einen beidseitig zugänglichen Zwischenraum ergeben. Dieser Gemeinschaftsraum ist ein eingeschossiger Körper, der obendrauf ein Holzdeck als Terrasse bietet. Zusammen kochen, singen, spielen oder lesen steht auf dem für beide Generationen pädagogisch wertvollen Programm.
Aus eins mach zwei
„Wir wollten einen Baukörper, der ganz klar als Kita erkennbar ist, und einen zweiten, in dem gewohnt wird“, sagt Christina Heeckt. Auch nach außen hin soll man die beiden Bereiche optisch unterscheiden können. Der Ziegel verpasst den Wohnungen, die sich über zwei Etagen erstrecken, einen geerdeten Mantel, während die dreistöckige Kita etwas Lebhafteres schmückt. „Auf der Suche nach einem geeigneten Design sind wir auf die PREFA Aluminiumfassade gestoßen“, so Heeckt. „Material und Formgebung sollten sich von jenen der Ziegel unterscheiden und der Kita ein eigenes Thema verleihen.“ Die PREFA Dachraute 29 × 29 schmiegt sich vom Dach über die Fassade und es entsteht der gewünschte Kontrast. Der Vorteil des Materials geht aber über die Optik hinaus, denn auch die Anschlussbleche wie jene der Regenrinne oder der Traufkanten können aus demselben Material von PREFA hergestellt werden.
Hochwertige Materialien auf beiden Seiten
Auch das Wohngebäude ist mit einem frischen Touch versehen. „Dort haben wir die Sidings von PREFA zwischen den Fensterelementen auf der Laubengangseite verwendet“, erklärt Steffen Krecklow. „Dieser Gang ist ein gestreckter Weg, an dem wir längliche Fensterbänder angebracht haben, um auch optisch dieses Lineare umzusetzen.“ Trotz der unterschiedlichen Ansätze in der Gestaltung gibt es eine Besonderheit, die beide Seiten eint. Die Schnittkanten, die das Gebäude in zwei Teile segmentieren, sind mit Holzfassaden verkleidet. An dieser Stelle verbinden also sowohl die Optik als auch der Gemeinschaftsraum die Kita mit dem Wohngebäude. „Im Dachbereich der Kita gehen Holz und Fassade fast nahtlos ineinander über“, ergänzt der zuständige PREFA Objektberater Olaf Possel.
Ausgewogene Gestaltung
„Einerseits war eine Kita mit einer bestimmten Größe und Anzahl an Plätzen gefordert, dazu andererseits genug Wohnungen, damit ein Gleichgewicht und sinnvolle Synergien entstehen können“, beschreibt Heeckt die Ausgangssituation des Projekts. Nach einem längeren Dialog mit dem Bauamt konnte man sich auf 50 Kita-Plätze und 17 altersgerechte Wohnungen einigen, um den Bedarf aus der direkten Umgebung möglichst gut zu decken. Die Architekten haben sich auch persönlich davon überzeugt, wie gut das Projekt bei den Bewohnern ankommt und berichten von positiven Resonanzen. „Es war lustig zu hören, dass mittlerweile die Großeltern von so manchem Kita-Kind nebenan ins Wohnheim gezogen sind“, erzählt die Architektin.
Konzept als Teil der Aufgabe
Das Grundstück im Stadtteil Schnelsen gehörte einst Erika und Ilse Töllke, die es für den Bau zur Verfügung stellten. Die beiden Schwestern lebten im Ort und gründeten 2007 unter ihrem Namen eine Stiftung, die gemeinnützige Ideen unterstützt. Diese wurde in dem Projekt von der Haspa Hamburg Stiftung vertreten, welche als Bauherr fungierte. Die umliegende Nachbarschaft ist von einer familiären Bewohnerstruktur geprägt, weswegen sich die Architekten für eine Kita entschieden haben. Das pädagogische Konzept des Miteinanders von Jung und Alt verwirklicht den Wunsch der Töllke-Schwestern, auf ihrem einstigen Grundstück ein soziales Projekt zu realisieren.
Neue Maßstäbe setzen
Die Kombination von Kita und Wohnen ist das erste Projekt dieser Art für das Team von hmarchitekten unter der Führung von Christina Heeckt und Thomas Maurer. Eine unvoreingenommene Herangehensweise führt das Hamburger Architekturbüro immer wieder aufs Neue zu völlig unterschiedlichen Konzepten. Neu war in diesem Fall die Zusammenführung zweier Lebensräume. „Da das Gebäude nicht nur eine Funktion hat, gewinnt es eine gewisse Lebendigkeit und Dynamik“, erzählt Christina Heeckt und wünscht sich in Zukunft mehr Pluralität in der Nutzung von Bauwerken. „Es war auch die Idee, dass es Schule machen könnte, indem wir andere dazu animieren, so etwas Ähnliches zu machen.“
Kita Erika und Ilse Töllke Stiftung - Details
Land: |
Deutschland |
Objekt, Ort: |
Kita und altersgerechte Wohnungen, Hamburg |
Kategorie: |
Neubau |
Architektur: |
hmarchitekten |
Verarbeiter: |
Zimmerei Nehls |
Material: |
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Farbe: |
P.10 Steingrau Patinagrau |
weitere Infos:
- Text: Marco Steurer
- Interview: Anneliese Heinisch
- Fotos: © Croce & Wir
- Plan: © hmarchitekten